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Bildkomposition - Mit diesen Mitteln gelingen dir garantiert interessante Fotos!

Moin Moin, lieber Leser! In diesem Artikel möchte ich dir einige "Rezepte" mit an die Hand geben, die jedes Foto spannender machen. Die meisten dieser Kniffe wird ein Betrachter, der sich noch nie mit der Fotografie beschäftigt hat, gar nicht sofort bemerken, dennoch wird er ein Foto, das nach gewissen Regeln gestaltet wurde, unterbewusst als angenehm und gelungen ansehen! Es lohnt sich also, wenn du dir diesen Artikel durchliest und dich damit etwas beschäftigst. Sicherlich wird es eine Weile dauern, bis du die Gestaltungsmöglichkeiten verinnerlichst, aber keine Angst: Früher oder später wendest du sie automatisch an. Es ist wie beim Autofahren: Am Anfang ist man noch sehr unsicher und etwas überfordert, nach ein paar Monaten denkt man aber gar nicht mehr darüber nach, was man tut. Man fährt einfach. Genug der Einleitung, lass uns sofort starten!


Inhaltsverzeichnis

1. Drittelregel


Die Wahrscheinlichkeit, dass du von der Drittelregel bereits etwas gehört hast, ist sehr hoch. Das Foto wird hierbei in neun Rechtecke der gleichen Größe aufgeteilt. Dabei ergeben sich innerhalb des Fotos vier Schnittpunkte. Statt das Hauptmotiv in der Mitte des Fotos zu platzieren, was wohl jeder Fotografieanfänger reflexartig zunächst machen wird, platzierst du es auf einem der Schnittpunkte. Dadurch wirkt das Foto sofort interessanter! Zusätzlich verläuft der Horizont auf der oberen Drittellinie. Willst du den Himmel betonen, weil dieser zur Bildaussage beiträgt, oder besonders beachtenswert ist, kannst du den Horizont auch auf die untere Linie legen.

Bootshaus Kieler Förde, Drittelregel

2. Symmetrie/Spiegelungen


Auch wenn es für dich jetzt wie ein Widerspruch aussehen mag, ist die Drittelregel keine Voraussetzung für ein gelungenes Foto. Ich werde dir gleich ein Bild zeigen, auf dem der Horizont genau auf der Mitte liegt und das Motiv sich exakt in der Mitte befindet. Symmetrie löst beim Betrachter einen anderen Eindruck aus, der aber auch äußerst positiv sein kann, besonders wenn man einen Ordnungsfimmel hat wie ich ;-) Wichtig ist nur, dass der Effekt gewollt ist, und du genau weißt, dass und warum du es so umsetzt.


Schwentine bei Schwentinental, Spiegelung


3. Tiefe erzeugen


Die Fotografie ist ein zweidimensionales Medium, das ist allen klar. Umso wichtiger ist es, dem Betrachter zu vermitteln, dass sich dort eine greifbare und dreidimensionale Szenerie vor ihm befindet. Dafür benötigt das Auge ein paar Fixpunkte, die eine räumliche Tiefe suggerieren. Idealerweise arbeitet man hier mit Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund. Das hat zur Folge, dass das Auge des Betrachters viel länger am Bild hängen bleibt und es erkunden möchte. Du lenkst damit den Blick durch das Bild. Dazu möchte ich gerne den berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson zitieren: "Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut." Du erkennst schon: Bietest du dem Betrachter viel zu entdecken, wird die Sekunde ein Kinderspiel. Im Beispielfoto habe ich dir mal Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund rot eingekreist. Professionell frei aus der Hand mit Paint übrigens.



Hintersee in Bayern, Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund



4. Führende Linien

Du solltest immer auf Ausschau nach führenden Linien sein! Diese führen in der Regel vom Bildrand zum Hauptmotiv des Fotos und führen somit den Blick des Betrachters zum Objekt der Begierde. Dadurch verhinderst du, dass der Betrachter gar nicht weiß, wohin er auf dem Foto schauen soll und sein Blick sich verliert oder aus dem Bild wandert. Du kannst fast alles als führende Linie verwenden: Straßen, Stege, Geländer, umgestürzte Baumstämme, Bergkonturen, Straßenmarkierungen.. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Obersee, führende Linien



5. Strukturen


Manchmal ist es schwierig, einen fotogenen Vordergrund zu finden. Aber beschränke dich bei der Suche nicht auf physische Objekte, auch Strukturen können als ansehnlicher Vordergrund herhalten. in meinem Beispielfoto dient der Meeresboden mit seiner interessanten Struktur als Vordergrund. Frei nach dem so richtigen Merksatz "Vordergrund macht Bild gesund".

Skulptur "Horizonte" in Travemünde, Struktur im Vordergrund



6. Framing (Natürlicher Bilderrahmen)

Manchmal hat man bei der Fotografie das Problem, dass das Hauptmotiv sich in einer sehr unruhigen, unfotogenen Umgebung befindet. in anderen Fällen steht es vielleicht ganz alleine auf Wald und Flur. in diesem Falle könnte man sich umschauen, ob man dem Hauptmotiv einen natürlichen Rahmen verpassen kann. Im Falle meines Beispielfotos vom Kieler Weihnachtsmarkt, haben sich die geschmückten Tannenbäume natürlich regelrecht aufgedrängt, da sie optisch und thematisch perfekt passten!



Kieler Weihnachtsmarkt (Pyramide), Framing

7. Farbkombinationen

Oftmals zahlt es sich aus, sich auf wenige Farben zu konzentrieren, die auch noch gut zusammenpassen. Eines Tages bin ich durch Zufall darüber gestolpert, dass die Fotos, die mir am besten gefallen, meistens nur aus zwei dominanten Farben bestehen. Optimalerweise stellt man hier einen Komplementärkontrast her, wählt also zwei Farben, die komplementär zueinander sind. Eine kleine Merkformel: Die Komplementärfarbe einer Hauptfarbe ist z.B. die Mischung der anderen beiden Hauptfarben (Die Komplementärfarbe von blau ist also die Mischung aus rot und gelb, also orange). In meinem Beispielfoto, das ich zur blauen Stunde fotografiert habe, dominieren blau und orange - Komplementärfarben! Die Kombination aus Komplementärfarben wirkt auf den Betrachter sofort harmonisch.


Schiff "Freya" in der Hörn in Kiel, Komplementärfarben


8. Reduzierung/Minimalismus

Oftmals leiden Fotos darunter, wenn der Fotograf versucht, möglichst viel auf dem Bild zu verewigen. Dadurch wirken viele Fotos von Fotografieanfängern sehr überladen und unruhig.

Konzentriere dich auf das Hauptmotiv und streiche alles heraus, das vom Hauptmotiv und der Bildaussage ablenkt. In meinem Beispielfoto wollte ich den ruhigen Moment am Badesee zum Sonnenaufgang festhalten, lange bevor er von tobenden Kindern vereinnahmt wird. Wäre die angrenzende Pommesbude mit auf dem Foto, wäre es kaum für das Foto förderlich gewesen. Dass ca. zehn Meter entfernt eine vielbefahrene Straße verläuft, würde man wohl nicht denken, da ich den Bildausschnitt sehr reduziert habe.

Goldene Stunde am Walchsee in Österreich, Minimalistisch

9. Offener Raum

Wenn eine Person (oder eine Skulptur) in eine Richtung schaut, sollte sich dort nicht gleich der Rand des Fotos befinden, das wirkt auf den Betrachter sofort merkwürdig. Stattdessen sollte der Blick in die Weite gehen können. Das wirkt viel harmonischer und die Weite wird dargestellt. Das gleiche gilt für Bewegungsrichtungen von Mensch, Tier und Fahrzeug. Auf meinem Beispielfoto schaut die Skulptur nach rechts in den offenen Raum.

Skulptur in Strande bei Kiel, Offener Raum

10. Negativer Raum

Als Fotograf sollte man immer darauf achten, das gesamte Foto mit relevanten Bildelementen zu füllen. Möchte man bestimmte Stimmungen, wie z.B. Leere, Abgeschiedenheit und Ruhe darstellen, kann man aber auch mit sehr informationsarmen Bildelementen arbeiten, dazu zählt z.B. ein trister Himmel, Nebel, das endlose Meer etc. Mein Beispielfoto wirkt durch den großen Anteil negativen Raumes schon fast gruselig und geheimnisvoll und erzeugt eine gewisse Atmosphäre.

Levensauer Hochbrücke in Kiel/Suchsdorf, negativer Raum

11. Positiver Raum

Positiver Raum wiederum wird der Bildbereich genannt, der von dynamisch wirkenden, großen Elementen des Motivs dominiert wird. In meinem Beispielfoto findet man so gut wie keinen negativen Raum. Dadurch wirkt es sehr lebendig, schwungvoll und in Bewegung.

Karlstal im Pfälzerwald, Positiver Raum



11. Diagonalen

Diagonalen sind ein beliebtes Gestaltungselement, um den Blick des Betrachters durch das Bild zu führen und um eine dynamische räumliche Tiefe zu erzeugen. Der Mensch neigt dazu, den Blick bevorzugt von links nach rechts wandern zu lassen. Deshalb bietet es sich an, Diagonalen von unten links nach oben rechts verlaufen zu lassen.

Bootshaus in der Kieler Förde, Diagonale


12. Freistellen des Hauptmotivs

Eine weitere Möglichkeit, das Hauptmotiv zu betonen, ist das Fotografieren mit weiter geöffneter Blende (Kleine Blendenzahl). Befindet man sich jetzt nah an den Objekten im Vordergrund und fokussiert auf das Hauptmotiv im Hintergrund, wird der Vordergrund sehr unscharf, sodass der Blick automatisch auf der scharfe Hauptmotiv geleitet wird. Mit dieser Technik kann man sehr kunstvolle "Mittendrinfotos" erzeugen. Ich habe bei meinem Beispielfoto gleich das Gefühl, dass ich am Strand in den Gräsern sitze und ich mich mitten in der Szenerie befinde.

Aussichtsturm der Rettungsschwimmer am Falckensteiner Strand in Kiel, Unscharfer Vordergrund



13. Kontraste

Beim Wort "Kontraste" denkt man als Fotograf meistens gleich an Hell-/Dunkelkontraste. Dabei gibt es sie in so vielen verschiedenen Formen. Die Komplementärkontraste habe ich schon weiter oben erwähnt. Wenn du das Alter eines uralten Baumes darstellen wollt, fotografiere ihn mit den jungen Bäumen daneben. Wenn du das Alter eines Fachwerkhauses darstellen möchtest, Fotografiere es mit dem Wolkenkratzer im Hintergrund. Das wird nicht immer möglich sein, aber gute Fotos fallen einem ja auch nicht in den Schoß, man muss dafür die Welt erkunden. Auf meinem Beispielfoto bin ich zu sehen, der kleine Mensch in der gelben Jacke neben dem riesigen Wasserfall. Jeder weiß, wie groß ein Mensch ungefähr ist, somit dient er als guter Maßstab, um die Größe des Wasserfalls darzustellen.

Krimmler Wasserfälle in Österreich, Größenvergleich




Damit schließe ich nun zunächst diesen Beitrag. Es gibt noch einige andere Gestaltungselemente der Bildkomposition, aber ich habe zunächst einige sehr wichtige aufgeführt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sollte ich etwas Wichtiges nicht aufgezählt haben, schicke mir sehr gerne eine Nachricht, ich reiche es dann nach! :-)

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar gute Tipps geben und dich inspirieren nach draußen zu gehen. Solltest du fragen haben, schreibe mir! Bis ganz bald! Euer Jan Quedens





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